Pressemitteilung

Keine Sprachverbote in thüringer Behörden!

11. November 2022

Am 10.11.2022 brachte die CDU-Fraktion im Thüringer Landtag einen Antrag ein, der im Grunde genommen das Gendern an thüringischen Behörden verbieten und das generische Maskulinum vorschreiben will. Wir als Liberale Schwulen und Lesben Mitteldeutschland erkennen die Sprache als etwas dynamisches und organisches an, welches sich stetig weiterentwickelt und wir begrüßen es, wenn Menschen selbstreflektiert über die Wirkung ihres eigenen Sprechens nachdenken und dieses dementsprechend anpassen. Aus diesem Grund lehnen wir als LiSl Mitteldeutschland derartige Sprachregulierungen ab und finden, dass Sprache sich genau so frei entfalten sollte wie ihre Sprecher.

Desweiteren wird in dem Antrag die Binarität von Mann und Frau proklamiert und Alternativen als “ideologische Auffassung” bezeichnet. Diese Schilderung lehnen wir zum einen faktisch ab, zeigen die Forschungsergebnisse verschiedener Disziplinen doch das Gleiche. Biologisches und soziales Geschlecht sind getrennt, wobei keine der beiden Kategorien binär ist. Zum anderen lehnen wir es ethisch ab, da wir uns als queerer Verband für die Sichtbarkeit und Anerkennung von intergeschlechtlichen und non-binären Personen einsetzen und mit solche Aussagen deren Existenz offen geleugnet wird.

Wir sind überrascht und erschüttert über das Abstimmungsverhalten der FDP-Gruppe im Landtag. Durch deren Enthaltung konnte der Antrag mit 38 zu 36 durchkommen. Es braucht keine Parteibeschlusslage um zu wissen, dass ein solcher Antrag aus liberaler Perspektive abzulehnen ist, zumal die FDP-Gruppe sich nicht scheuen würde, einen Antrag für das Vorschreiben des Genderns abzulehen. Diese Angst zur Positionierung verurteilen wir, gerade aufgrund der daraus resultierenden Annahme dieses Antrags.

Das Queere Netzwerk Thüringen hat eine Stellungnahme zu diesem Vorfall veröffentlich, welche wir sehr deutlich unterstützen wollen. So einen symbolpolitischen, faktisch und ethisch falschen Antrag sollten wir als geamte queere Community nicht hinnehmen. Den Link zu der Stellungnahme findet ihr hier.